Am 24.10. fuhren fünf Schüler der SISS in Begleitung von Frau Nottarp ins Europaparlament nach Straßburg. Mit dabei waren auch zehn Schüler des Goethe-Gymnasiums in Bensheim, drei Studenten der Hochschule Dieburg und einige Mitglieder von Pulse of Europe Darmstadt, die diese Reise für uns alle möglich machten.
Das erste, was uns nach Ankunft in Straßburg auffiel, waren die vielen schwarzen Limousinen, die mit bunten Diplomatenkennzeichen an jeder Ecke im Europäischem Viertel geparkt waren. Nach einem gründlichen Sicherheitscheck, der dem eines Flughafens glich, betraten wir erstmals das riesige Parlamentsgebäude und wurden sofort vom Büroleiter des CDU-Abgeordneten Michael Gahler in Empfang genommen, der uns einer Mitarbeiterin der Friedrich-Ebert Stiftung vorstellte, die uns uns durch den Besucherbereich des Parlaments führte und erste Fragen beantwortete.
Als besonders interessant stellten sich die vielen symbolträchtigen Details heraus, die in das Gebäude gebaut sind. Zum Beispiel erklärte sie, dass ein Teil des Gebäudes mit Absicht nicht komplett zu Ende gebaut wurde, um zu symbolisieren, dass die EU selbst auch noch nicht fertig ist, oder dass einer der Flure im Gebäude die Form des Teiles des Rheins darstellt, der die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland bildet. Danach ging es für unsere Gruppe zum Mittagessen und anschließend war eigentlich unser erstes Gespräch mit dem CDU-Abgeordneten Michael Gahler anberaumt, der allerdings noch bei einer Abstimmung über Mikroplastik in Lebensmitteln im Plenarsaal aufgehalten wurde. In der Zwischenzeit klärte uns sein Büroleiter, Markus Pösentrup, über die verschiedenen Fraktionen im Europäischem Parlament auf und beantwortete auch entsprechende Fragen. Die folgende Diskussionsrunde mit Michael Gahler war das überwiegende Thema der Brexit und dessen Folgen.
Ohne große Pause ging es direkt weiter zum Gespräch mit dem nächsten Abgeordneten, Tiemo Wölken von der SPD. Mit ihm sprachen wir über Themen, die laut Wölken, vor allem jüngere EU-Bürger beschäftigen, nämlich beispielsweise die stagnierende Digitalisierung, Wahlrecht ab 16 und den erschreckend hohen Altersdurchschnitt im Europäischen Parlament von 59. Als nächstes hatten wir endlich die Möglichkeit den von Besuchern sehr beliebten und deshalb am Vormittag auch komplett ausgebuchten Plenarsaal zu besuchen. Da aber die wichtigsten Debatten schon am Vormittag stattgefunden hatten und nun keine Anwesenheitspflicht mehr herrschte, waren bei uns nur noch wenige Abgeordnete vertreten. Wir hörten das Ende einer Aussprache zur Evaluation des Vertrags von Lissabon sowie den Beginn der Aussprache zum Haushalt, wobei mich persönlich die morgendliche Debatte zum Thema Mikroplastik wesentlich mehr interessiert hätte.
Dennoch war der Besuch des Plenarsaals äußerst hilfreich, um die verschiedenen Strukturen im Parlament kennenzulernen. Hiernach war unser Tag im Parlament beendet und wir fuhren zurück an die Bergstraße. Was mich zurückblickend am meisten beeindruckte, waren die Leute, die diese Reise organisiert haben, die sehr viel Zeit und Arbeit auf sich nehmen, um ihre Mitmenschen für ein politisches Bündnis das öfters, beispielsweise für seine Bürokratie oder als unnütz verschriene Gesetze in der Kritik steht. Aber was nicht so oft beschrieben wird, ist die nahezu endlose Freiheit, die dieses Bündnis für die Menschen in Europa mit sich bringt, oder die wirtschaftlichen Vorteile, die die EU jedem Mitgliedsland bietet.
Als ich mich mit einem der etwas älteren Herren von Pulse of Europe Darmstadt unterhalten habe, wurde mir bewusst, wie wertvoll unsere Europäische Union eigentlich ist und vor allem, wie wichtig es ist, sie vor den vielen Kritikern zu schützen, aber dennoch ein offenes Ohr für Verbesserungsvorschläge zu wahren. Als er mir die vielen Vorteile, der Europäische Union aufzählte, empfand ich eine Art Begeisterung, die mich begreifen ließ, dass es nun die Verantwortung unserer Generation ist, die eben nicht die vielen Einschränkungen miterlebt haben, die es vor der Europäischen Union in Europa gab, und dass es deswegen auch umso wichtiger ist, Kritik aber auch unsere Verbundenheit mit den-Prinzipien der EU zu äußern.
Der Text wurde geschrieben von Otto Tiemann, 9bSISS.